Ermen & Engels in Engelskirchen − eine Fabrik- & Familienchronik

Die Geschichte beginnt 1837. Mit 41 Jahren gründet Friedrich Engels senior, der Vater des bekannten Weggefährten von Karl Marx, seine Fabrik in Engelskirchen. Dabei sucht er sich die Unterstützung eines anderen erfahrenen Unternehmers und findet sie bei Peter Albertus Ermen, der bereits in Manchester − dem damaligen Zentrum der Industrialisierung in Europa − erfolgreich eine Baumwollspinnerei betrieb. Die neue Firma erhielt den Namen „Ermen & Engels“. Friedrich Engels sen. hatte das mit seinen Brüdern gemeinsam geführte Unternehmen in Barmen verlassen und sich mit seinem Anteil in Manchester bei Peter Ermen eingekauft. Beide beschlossen, im Bergischen eine neue Baumwollspinnerei aufzubauen. Im gleichen Jahr kaufte Friedrich Engels sen. das künftige Fabrikgelände am Rande von Engelskirchen an der Agger samt der Wassernutzungsrechte zum Preis von 2.500 Taler preußisch courant.

"An den Fabrikanten Herrn Friedrich Engels Wohlgeboren zu Barmen", Ausschnitt aus dem Kaufvertrag (Abschrift)

„An den Fabrikanten Herrn Friedrich Engels Wohlgeboren zu Barmen“, Ausschnitt aus dem Kaufvertrag (Abschrift)

Aller Anfang ist schwer

Ganz euphorisch schreibt Friedrich Engels sen. an Peter A. Ermen am 24. März 1837 nach Manchester:

„Vor etwa 5 Jahren wurde eine schöne Kunststraße von Cölln [=Köln] durchs ganze Aggertal bis nach Olpe gebaut und diese Gegend, indem sie in directe Verbindung mit dem Rhein und der Fr[ank]furter Straße kam, dadurch völlig aufgeschlossen. Von allen diesen Gefällen ist dasjenige zu Engelskirchen in jeder Beziehung das vorzüglichste. […] Ein steinernes Wehr quer durch den Fluß, vor 50 Jahren angelegt und noch gut im Stande, ist da, Ober- und Untergraben sind fertig, so daß nur das Haus unmittelbar an der Chaussee erbaut und das Rad eingehängt zu werden brauchte, um gleich arbeiten zu können.“ [7]

Die Annahme „gleich arbeiten zu können“, erweist sich jedoch als Fehleinschätzung. Baubeginn ist 1840, und 1844  beginnt die Produktion der Garne und Zwirne. Schnell entwickelt sich dann das Geschäft, und Ermen & Engels ist schon bald der größte Strickgarnhersteller in Preußen. Im Jahr 1857 arbeiten hier bereits 516 Menschen: Kinder, Frauen und Männer − bis zu 13 Stunden am Tag für einen Hungerlohn. 1852 zieht sich Peter Ermen aus dem Geschäft zurück − der Name bleibt.

Ermen & Engels in den Boomjahren, etwa 1890, Lithografie

Ermen & Engels in den Boomjahren, etwa 1890, Lithografie

Vom Aufstieg und Fall

Hier an der Stelle der Zwirnerei − die heute das Museum beherbergt − stand der älteste Gebäudeteil der Fabrik. In den 1860er Jahren kam die „Spinnerei“ hinzu − heute ist hier das Rathaus der Gemeinde untergebracht. Beide Gebäude kombinieren eine gusseiserne Trägerkonstruktion und massive Außenwände mit heimischer Grauwacke.

1860 stirbt Friedrich Engels sen. Das Geschäft wird von seinen Söhnen weiterbetrieben. Nach der weitgehenden Zerstörung der Fabrikanlage im Zweiten Weltkrieg gelang zunächst der Wiederaufbau der Firma. Aber schon 1960 wurde die Spinnerei geschlossen. Am 12. Januar 1979 berichtete dann die Oberbergische Volkzeitung:

„Das Sterben der oberbergischen Textilindustrie geht weiter: Nun hat auch die 142 Jahre alte Engelskirchener Textilfirma Ermen & Engels aufgegeben. In einer Betriebsversammlung am Mittwoch um 13:15 Uhr gab Geschäftsführer Hermann Engels eine Erklärung ab, daß die Produktion auslaufen werde.“

Die ehemaligen Standortvorteile „Wasserkraft“, „günstige Arbeitskräfte“ − also die geringen Löhne, die in der Region üblich waren − und Erschließung des Aggertales durch Straße und Eisenbahn hatten durch Globalisierung und technische Entwicklungen ihre Strahlkraft verloren.

fimenschild eeThemenübersicht & Standorte

Das Ermen & Engels Geocaching-Rätsel

N 50° AB.CDE‘

E 007° VW.XYZ‘

Wie viele Menschen arbeiten 1857 bei „Ermen & Engels“? Die erste Ziffer ist gesucht: A16

A =

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