Kategorie-Archiv: Stationen digitaler Denkmalpfad

Jetzt geht’s los

Willkommen auf dem Gelände der ehemaligen Baumwollspinnerei Ermen & Engels. Ab den frühen 1840er Jahren wurde hier Baumwolle zu Garnen verarbeitet. Vorbild der Fabrik waren die großen Baumwollfabriken im bereits industrialisierteren England.

Ermen und Engels etwa 1868 Foto

Ermen und Engels, Fabrikgelände etwa 1868, rechts die Fabrikantenvilla

Friedrich Engels senior – Vater des berühmten, gleichnamigen Philosophen und (Mit-)Verfassers des kommunistischen Manisfestes Friedrich Engels – hatte die Fabrik gegründet und hier in Engelskirchen an der Agger aufgebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts fing die Fabrik an, den Ort Engelskirchen mit Elektrizität aus der genutzten Wasserkraft zu versorgen. Noch bis zur Schließung der Fabrik 1979 speiste man Energie in das Netz des überregionalen Versorgers RWE ein. Weiterlesen

Ermen & Engels in Engelskirchen − eine Fabrik- & Familienchronik

Die Geschichte beginnt 1837. Mit 41 Jahren gründet Friedrich Engels senior, der Vater des bekannten Weggefährten von Karl Marx, seine Fabrik in Engelskirchen. Dabei sucht er sich die Unterstützung eines anderen erfahrenen Unternehmers und findet sie bei Peter Albertus Ermen, der bereits in Manchester − dem damaligen Zentrum der Industrialisierung in Europa − erfolgreich eine Baumwollspinnerei betrieb. Die neue Firma erhielt den Namen „Ermen & Engels“. Friedrich Engels sen. hatte das mit seinen Brüdern gemeinsam geführte Unternehmen in Barmen verlassen und sich mit seinem Anteil in Manchester bei Peter Ermen eingekauft. Beide beschlossen, im Bergischen eine neue Baumwollspinnerei aufzubauen. Im gleichen Jahr kaufte Friedrich Engels sen. das künftige Fabrikgelände am Rande von Engelskirchen an der Agger samt der Wassernutzungsrechte zum Preis von 2.500 Taler preußisch courant.

"An den Fabrikanten Herrn Friedrich Engels Wohlgeboren zu Barmen", Ausschnitt aus dem Kaufvertrag (Abschrift)

„An den Fabrikanten Herrn Friedrich Engels Wohlgeboren zu Barmen“, Ausschnitt aus dem Kaufvertrag (Abschrift)

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Schnurr, schnurr, schnurr: die Baumwollspinnerei Ermen & Engels

In „Rumpelstilzchen“ − dem bekannten Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm − reicht dem kleinen Männchen ein „schnurr, schnurr, schnurr, dreimal gezogen, war die Spule voll“, um aus Stroh Gold zu spinnen. So leicht hatten es die Arbeiterinnen und Arbeiter bei Ermen & Engels nicht. Hier in der ehemaligen Spinnerei − heute das Rathaus der Gemeinde − brauchte es deutlich mehr Arbeitsschritte von der rohen Baumwolle bis hin zum fertigen Garn.

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Einmal um die ganze Welt − das globale T-Shirt

Das Gebäude diente der Firma Ermen & Engels einst als Neues Baumwolllager. Textilherstellung spielt heute in Deutschland keine bedeutende Rolle mehr. Wie hier in Engelskirchen haben die allermeisten Textilfabriken in Deutschland schon vor Jahren geschlossen. Die Produktion hat sich vor allem in den asiatischen Raum verlagert. Der einfache Grund: Die Arbeitslöhne sind dort viel niedriger. Liegt der durchschnittliche Stundenlohn in Deutschland bei rund 20,- EURO, kostet eine Stunde Arbeitskraft in Indien nur etwa 1,- EURO, in Bangladesh sogar nur um die 20 Cent.

Ermen & Engels, Spinnerei nach Stilllegung

Ermen & Engels, Spinnerei nach Stilllegung

Globalisierung gestern

In den Zeiten von Friedrich Engels senior stiegen die USA zum Weltmarktführer in der Rohstoffproduktion von Baumwolle auf. 1865 gab es in den Südstaaten über vier Millionen Sklaven. Weiterlesen

Auf der Engelskirchner Eisenbahn

Für Friedrich Engels senior gehörte die „schöne Kunststraße von Cölln durchs ganze Aggertal bis nach Olpe“ zu den wichtigen Standortfaktoren von Engelskirchen. Das war 1837. Zwei Jahrzehnte später war Ermen & Engels bereits eine überaus erfolgreiche, international agierende Fabrik. Fuhrwerke auf der Straße mussten den gesamten An- und Abtransport von Rohstoffen und Gütern übernehmen. Das kostete Zeit. Und die ist bekanntlich „Money“. Es wundert also wenig, dass sich die Unternehmerfamilie Engels mit anderen im Aggertal ansässigen Industriellen um einen Bahnanschluss bemühten.

Bahnhof Engelskirchen, vor 1900

Bahnhof Engelskirchen, vor 1900

Eisenbahnbau im Stop-and-Go

„Mit unsern Eisenbahn-Angelegenheiten liegt es auch etwas im argen […]Wahrscheinlich wird die Bergisch-Märkische Geselschaft die Strecke an der Ruhr bauen, will aber die Strecke von Cöln über Engelsk[irchen] nach Cassel nicht übernehmen. Fest entschieden ist die Sache noch nicht. Es thut mir besonders leid für Emil, der sich so viel Mühe u[nd] Arbeit damit gemacht hat.“ [7]

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Engels Kirche

„Heute möchte ich Sie um Ihre Unterstützung bitten. Unser Arbeiter Alb. Meuter ist einmal wieder auf dem Bummel und scheint wieder in den Kneipen zu sitzen. Der Junge ist in seiner Arbeit ausgezeichnet, aber alle 3‒4 Wochen muß er einmal ausbleiben. Ich habe ihm schon die aller …haftesten Vorstellungen gemacht, und verspricht er stets Besserung. […]
Könnten Sie mir den Meuter noch einmal gründlich maßregeln, so wäre mir das erwünscht. Ich möchte den Jungen aus 2 Gründen nicht fortschicken, weil er ein guter Arbeiter ist und weil er, wenn von uns entlassen ganz verbummelt.“ [16]

Schreibt Emil Engels, der nach dem Tode seines Vaters Friedrich Engels senior die Firma leitet, 1887 an den Bürgermeister von Engelskirchen. Ermen & Engels hat zu dem Zeitpunkt mehr als 500 Beschäftigte und dennoch kümmert sich der Firmenchef selbst um seine Arbeiter. Es ist die offen formulierte Kombination aus Gemeinnutz und Eigennutz, die hier erstaunt.

Vorne die Fabrik, hinten die Kirche, um 1900

Vorne die Fabrik, hinten die Kirche, um 1900

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Wasser, Feuer, Wind: Der Oelchenshammer schmiedet und schmiedet

Der Oelchenshammer ist seit 1787 als Schmiedehammer in Betrieb. Hier wurde und wird bis heute mit Hilfe von Wasser, Feuer und „Wind“ geschmiedet. Das alte Hammerwerk nutzt die Kraft des Wassers der Leppe. Über einen Obergraben wird der Stauteich mit Wasser gefüllt.

Situationsplan von 1873

Situationsplan von 1873

Wird das Wehr durch den Gehilfen des Schmiedes − den Schützjungen − geöffnet, fließt das Wasser auf das Wasserrad und treibt direkt eine große Eichenwelle an. An der Welle befinden sich Keile, die die Hammerstiele heben. Der Hammer fällt dann auf den Amboss. Bei voller Leistung kommt der Hammer so auf bis zu 240 Schlägen in der Minute.

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Arbeitszeit und Wohnraum

In den Jahren zwischen 1853 und 1855 entsteht die prächtige, klassizistische Villa Engels. Die Bauarbeiten werden stets bewacht und mitbedacht von Friedrich Engels senior. Parallel dazu widmet er sich den Problemen des Wasserzulaufs der Fabrik. Die für drei Familien konzipierte Villa steht auf einer Grundfläche von 550 m², sie erreicht damit eine Nutzfläche von etwa 1325 m². Das Katasterbuch vermerkt dazu: „Ein ähnlich Haus ist nicht in der Gemeinde“.

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Für die Arbeiterfamilien sieht das Raumangebot bei Ermen & Engels bescheidener aus: 1853 sind für jeden Bewohner etwa 4 m² Wohnraum vorgesehen. Weiterlesen

Alles fließt: Strom bei Ermen & Engels

„Das Wasserrad ist jetzt ganz außerordentlich fest und wie eine feste Trommel aus einem Stük. Gott gebe, daß es sich ferner so bewährt, wozu alle vernünftige Aussicht ist. Heute morgen früh haben Dampfmaschine und Rad zusammen gearbeitet, und zwar sehr schön. ‒ So wären wir denn endlich aus aller Noth heraus, wofür Gott gepriesen sey! Die Bestellungen sind erfreulich […]“

Friedrich Engels sen. an seine Ehefrau Elise am 23. November 1846 [7]

Die mächtigen Schornsteine der Fabriken waren das Symbol der fortschreitenden Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert. Wo sie qualmten, war die Welt von Morgen. Mächtige Dampfkessel wurden mit Kohlen befeuert und lieferten die nötige Energie für die raumfüllenden Fabrikationsmaschinen.

Zwei große Schornsteine erheben sich über dem Dampfkesselhaus von Ermen & Engels, ca 1880er Jahre

Zwei große Schornsteine erheben sich über dem Dampfkesselhaus von Ermen & Engels, ca. 1880er Jahre

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Das Maschinenzeitalter

1764 gab es eine folgenreiche Erfindung: die „Spinning Jenny“ von James Hargreaves schrieb Industriegeschichte. Sie war die erste industrielle Spinnmaschine und so leistungsstark wie zuvor vier bis acht Spinner.

Die Spinning Jenny  leitete die Industrialisierung ein.

Die Spinning Jenny leitete die Industrialisierung ein.

Wurde die Spinning Jenny noch per Hand angetrieben und in der Heimindustrie eingesetzt, drängten schon bald immer größer werdende Spinnmaschinen die Arbeiter in die neuen Fabriken. Der Handantrieb wurde bei der Water Frame durch den Antrieb mit Wasserrad und Wasserkraft abgelöst. Die Spinning Mule konnte schon bald mit bis zu 1.320 Spindeln bestückt  und von wenigen Arbeitern bedient werden. Weiterlesen