Kinder und Frauen zuerst: Arbeiten in der Fabrik

 „Das Dorf Engelskirchen enthält mehrere hundert Einwohner, und die Umgebung ist ziemlich angebaut, so daß es nicht an Händen fehlt. Der Schulbezirk zählt allein 147 schulpflichtige Kinder von 6 bis 13 Jahren. Die Bewohner sind sehr arm und sehen mit Sehnsucht einer neuen Nahrungsquelle entgegen. Der Arbeitslohn ist für einen kräftigen Mann p[er] Tag 8 S[ilber]gr[oschen], während er bei uns bei 14 à 15 Sgr. ist. Kinder wird man verhältnißmäßig weit billiger und mindestens 30 à 40 % billiger wie bei uns haben können.“ [7]

Schreibt der begeisterte Friedrich Engels senior 1837 an seinen Kompagnon Peter Ermen.

Unter den Beschäftigten der Haspelei von Ermen & Engels sind viele Kinder und Jugendliche, 1893

Unter den Beschäftigten der Haspelei von Ermen & Engels sind viele Kinder und Jugendliche, 1893

Dass die Kinder mitarbeiten mussten, wenn die Familie von der Landwirtschaft lebte, war ganz normaler Alltag. So erhielten die schulpflichtigen Kinder im Oktober Ferien, um bei der Kartoffelernte mithelfen zu können. Die Kartoffelferien von einst sind die Herbstferien von heute.

In der Fabrik hatte Kinderarbeit aber ganz andere Ausmaße, sie wurde industrialisiert. Auch bei Ermen & Engels waren viele Kinder, Jugendliche und Frauen beschäftigt, da sie weniger Lohn erhielten als Männer. In der Spinnerei war es heiß und feucht, da sich die Baumwolle so am besten verarbeiten ließ. Öl, Schweiß und Staub, der Lärm der unaufhörlich laufenden Maschinen machten die Arbeitsbedingungen fast unerträglich. Trotzdem war die Fabrik für die Region eine „mit Sehnsucht“ erwartete Möglichkeit zum Erwerb des Lebensunterhaltes.

Kinder und Jugendliche bei Ermen & Engels, 1893

Kinder und Jugendliche bei Ermen & Engels, 1893

Des einen Freud, des anderen Leid

Fast zur selben Zeit, als sein Vater sich über die Aussicht auf die vielen günstigen Arbeitskräfte in Engelskirchen freute, schrieb sein Sohn Friedrich Engels junior über die Situation der Kinderarbeit im heimatlichen Wuppertal:

„[…] in Elberfeld allein werden von 2500 schulpflichtigen Kindern 1200 dem Unterricht entzogen und wachsen in Fabriken auf, bloß damit der Fabrikherr nicht einem Erwachsenen, dessen Stelle sie vertreten, das Doppelte des Lohnes zu geben nötig hat, das er einem Kind gibt. Die reichen Fabrikanten aber haben ein weites Gewissen, und ein Kind mehr oder weniger verkommen zu lassen, bringt keine Pietistenseele in die Hölle, besonders wenn sie alle Sonntage zweimal in die Kirche geht.“ [4]

Mit dem „Regulativ zur Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken“ schuf der preußische Staat 1839 wenigstens erste Arbeitschutzmaßnahmen für Kinder und Jugendliche. Hier wurde u.a. festgelegt, dass Kinder unter 10 Jahren gar nicht in Fabriken arbeiten durften und Jugendliche unter 16 Jahren höchstens zehn Stunden am Tag. Es verbot zudem das Arbeiten für Jugendliche an Sonn- und Feiertagen. Bei vielen dieser Vorschriften hielt das Regulativ allerdings große Schlupflöcher für die Fabrikanten offen. Auch traten viele Eltern in Engelskirchen für die Kinderarbeit ein, da sie auf den Verdienst angewiesen waren. Die Ursache für Kinderarbeit liegt bis heute in der Armut der Eltern. Derzeit müssen weltweit etwa 200 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren arbeiten.

Regulativ zur Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabrikenvon 1839

Regulativ zur Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken von 1839

Themenübersicht & Standorte

Das Ermen & Engels Geocaching-Rätsel

N 50° AB.CDE‘

E 007° VW.XYZ‘

Wie viele Frauen stehen beim Gruppenbild „Beschäftigte der Haspelei“ in der obersten Reihe?

C =

Hier finden Sie eine Übersicht, an welchen Stationen Sie welche Koordinate enträtseln können.